Auch wenn dieser Eintrag lange
auf sich warten hat lassen, so kann ich jetzt wenigstens rückblickend berichten
;) Und zumindest sagen, dass ich meine Aufenthaltsgenehmigung habe und auch
wieder in Besitzt meines Reisepasses bin… Bei Einreise in den Libanon bekommt
man einen Stempel in den Pass mit einem Touristenvisum für einen Monat – das
sich nach Ablauf automatisch um einen Monat verlängert. Anscheinend, so richtig
versteht das glaube ich niemand. Interessant ist auch, dass man nur einreisen
kann, wenn man keinen israelischen Stempel im Reisepass hat und wenn man eine
Adresse im Libanon nennen kann. Das Erste habe ich problemlos erfüllen können,
beim Zweiten hatte ich ein paar Schwierigkeiten. Geplant war, dass wir am
Flughafen von Marc abgeholt werden und dann mit ihm zu seinem Hause gehen, um
ein Hotel zu suchen. Mein Problem bei der Einreise war allerdings, dass ich
weder seine Handynummer hatte noch seine Adresse – die Gespräche liefen alle
über Facebook und da der Kontakt von meinem Mitbewohner Janosch ausging, war er
auch derjenige, der seine Handynummer hatte. Zum Glück, denn ich konnte den
Beamten bei der Passkontrolle noch davon überzeugen, mich einreisen zu lassen
und als Kontaktadresse, die der Uni zu nehmen. Ich hatte vorsorglich die
Bestätigung (acceptance letter) der Universität ausgedruckt, auf der
glücklicherweise Telefonnummer und Adresse standen. Meine Einreise hat also
schon mit Herzklopfen angefangen. (Janosch hat auch eine schöne Geschichte zu
erzählen: Da er weder eine Adresse nennen konnte, noch die Bestätigung der
Universität hatte musste er von seinem Handy aus Marc anrufen, der dem Beamten
dann seine Adresse nennen konnte…) Dementsprechend hatte ich Marion dann vor
ihrem Besuch instruiert und ihr eingebläut meine Kontaktdaten dabeizuhaben.
Der Weg um ein Visum zu bekommen ist ähnlich spannend. Mit
einer weiteren Bestätigung der Universität musste ich zum Ministry of Higher Education
um das abstempeln zu lassen. Dann, mit weiteren drei Passbildern und
Bescheinigungen jeglicher Art kann man zur Sûreté Générale du Liban (الأمن العام اللبناني oder auch al-Amn al3am allubnani) gehen. (Fotos
habe ich leider keine, da vor dem Gebäude Soldaten stehen – im Internet habe
ich auch keine gefunden.) Dass dann alles glatt läuft, ist natürlich auch nicht
garantiert, aber es ist immer eine Erfahrung wert… Zurzeit ist es natürlich
langwieriger als sonst, da auf die ungefähr 4 Millionen Libanesen 1,5 Millionen
Syrer (!) hinzukommen, was die Arbeit der Institutionen natürlich nicht
erleichtert! Nach meinen ersten Erfahrungen mit libanesischen Männern hatte ich
schon die 3 Kernthemen herausgefunden, die immer funktionieren: 1. Frauen 2.
Autos 3. Sport.
Da man irgendwann nach einer langen (!) Warteschlange zu
einem Beamten gerufen wird und man quasi parallel mit 3 anderen jeweils seinen
Dossier bearbeitet habe ich mir gedacht, ich kann ja mal ein freundliches „Männergespräch“
mit meinem Beamten anfangen. Ich habe nämlich die Blicke aufgefangen, die mein
Beamter dem (französischen) Mädchen zuwarf, das neben mir stand. Lustig war zu
sehen, dass er direkt auf meinen noch etwas scheuen Versuch angesprungen ist
und es dann sofort zu „Yes, women are beautiful. I love French women. Are you her brother? Can
you give me her number?“ kam…. Ihr Beamter hat sich natürlich pflichtbewusst
ihre Handynummer notiert. Einmal in den offiziellen Papieren und dann noch auf
einem … separatem Zettel. Nach gut einem Monat, habe ich dann auch meinen Pass
zurückbekommen und auf einem separaten laminierten Dokument mein Visum für ein
Jahr, gegen 200 U.S. $.
Beispiele dieses Machismos sind viele zu nennen. Angefangen
bei unserem Makler („Die Küche hier ist sehr groß. Dass ist wichtig, weil die
Küche der wichtigste Raum hier ist für uns Libanesen. Die Frauen wollen ja viel
Platz haben!“) bis zu solchen Erlebnissen wie beim Visum oder auch Gesten, dass
Frauen sich doch hinsetzen sollten, begleitet von Sprüchen wie „Es ist nicht
gut für dich zu stehen.“ Lustig, bzw. traurig ist auch die Geschichte einer
Freundin. In einem Kurs hatte die Lehrerin nach den Eigenschaften von Männern
und Frauen im 21. Jahrhundert gefragt. Als Antwort, ernst vorgetragen, kamen
dann: Männer – stark, groß, kräftig, gute Autofahrer, autoritär … Frauen im
Gegensatz – klein, zierlich, schwach, schlechte Autofahrerinnen, manipulativ … (Ich
hätte in diesem Moment gerne das Gesicht meiner Freundin gesehen…)
Begleitet werden diese Geschichten vom Streifzug durch
Ashrafieh und Downtown. Ashrafieh ist der christliche (-maronitische) Stadtteil
von Beirut – eigentlich sehr ruhig und sicher. Interessant sind die vielen
Marienstatuen und Nischen, die man so eigentlich nicht erwarten würde, wenn man
schon einmal in die arabische Welt reist. So erstaunt einen vieles und man
lernt zu relativieren und rückt Stück für Stück von Wahrheiten ab, die man
vorher für unumstößlich hielt.
Downtown ist ein Stadtteil, der komplett neu gebaut wurde,
da er im Bürgerkrieg (1975-1990) im Prinzip komplett zerstört wurde.
Dementsprechend sieht man viele neue und moderne Bauten, sehr teure Boutiquen
und natürlich die imposante Moschee Mohammad al-Amin, die der blauen Moschee in
der Türkei nachempfunden ist. Enttäuschend und sehr traurig ist jedoch, dass
der frühere zentrale Platz Beiruts – Märtyrerplatz (sa7at schuhada) – nicht mehr
in alter Pracht und altem Glanz erstrahlt. Früher der Dreh- und Angelpunkt der
Stadt mit einer Tram und wunderschönen Gebäuden ringsum ist er jetzt auf ein
tristes Dasein mit einem Parkplatz verkommen; Ruinen werden nicht in Wert
gesetzt und von den Gebäuden ist nichts mehr übrig.
Zusammen mit meinem Mitbewohner sind wir also durch diese
Stadtteile gelaufen – natürlich mit unseren Kameras, bis uns in irgendeinem
entlegenen Teil Ashrafiehs zwei Soldaten aufgehalten haben um uns zu fragen,
was wir denn machen, woher wir kommen und von was wir Fotos machen und warum. Glücklicherweise
war kurz vorher eine Reklame in deutscher Sprache, woraufhin wir natürlich
gemeint hätten, dass wir als Deutsche diese Werbung abfotografiert hätten usw. …
ein Land im Kriegszustand reagiert eben etwas sensibler auf manche Sachen als
wir es gewohnt sind.
Hier sieht man eine Häuserfront Ashrafiehs. Die Hinterwände sind interessanterweise bemalt, links mit dem Nationalbaum und -zeichen des Libanons und daneben mit Fenstern, Uhren etc.
Ja...es war auch ziemlich warm noch am Anfang....ein großes Eis kann man sich dann schon gönnen...
Hier ein Häusereingang...und man erkennt sofort, dass es sich um christliche Bewohner handelt.
Die Streetart Szene ist natürlich auch im Libanon aktiv...hinter diesen Wänden war übrigens ein steiler Abgrund, weil ein Haus abgerissen wurde (?), dass wohl ziemlich (!) tief ging.
Free your mind...kill your T.V.
...
interessante Theorie!
Wer auch immer sich hieran ausgetobt hat...mir war eine kurze Verschaufspause recht!
Dieses Bild was man auf der Treppe sieht wurde so aufgemalt, dass sich die Linien nur zusammenfügen und die Zeichnung zu erkennen ist wenn man an einem bestimmten Punkt steht.
...und natürlich die allgegenwärtigen Kreuze. Hier sind wir schon nicht mehr in Ashrafieh, sondern in einem armenischen Viertel. Das Kreuz wird trotzdem deutlich sichtbar aufgehängt.
Interessant ist auch, dass die Religion eine äußerst starke Rolle im Libanon spielt. Es gibt 18 eingetragene Gruppen, über Shia und Sunni Muslime, über Christ-Maroniten, Drusen etc... 1943 wurde ein National Pact geschlossen zwischen Christen und Sunnis, nachdem der Präsident Christ-Maronit sein muss und der Premierminister sunnitischer Muslim. Nach dem Abkommen von Taif 1989 mit dem der Bürgerkrieg 1990 beendet wurde, wurden auch die shiitischen Muslime miteinbezogen und ihnen der Sprecher des Parlaments zugesprochen. Dies alles scheint für uns ein wenig bizarr, ist jedoch der Versuch jede der Hauptgruppen in die Regierung und die Politik miteinzubeziehen. Problematisch ist nur, dass die Zahlen auf denen die Verteilung der Posten passiert und auch die generelle Aufteilung nicht mehr unbedingt repräsentativ ist... die Zahlen basieren auf der letzten Volkszählung im Libanon. Aus dem Jahre 1932.
Hier sind Bilder der Moschee Mohammad Al-Amin
Schuhe müssen natürlich ausgezogen werden, gegen den dezenten Fußgeruch wurde ein nach Erdbeere riechendes Spray benutzt.
Die Korane in arabischer Schrift.
Einer der Kronleuchter. Man sieht hier oben im blauen Kreis Allah stehen. Darunter sind Kalligraphien mit Koranversen vorhanden. Außer den Kronleuchtern und der Ausstattung gibt es keine Verzierungen - Bilder schon gar nicht, da es im Islam verboten ist Bilder religiösen Zweckes zu malen, in denen Allah oder Mohammad (u.a.) gezeigt werden.
Das bemerkenswerte am Libanon ist hier zu sehen: Vom Balkon der Moschee aus, hat man Sicht auf eine Kirchen...
...und auf eine weitere, viel ältere Moschee in weiß im Hintergrund.
Dieselbe hier nochmal von der anderen Seite aus.
Eine Straße in Downtown, im Hintergrund die große Moschee, im Vordergrund ein weiteres Minarett.
Die Pigeon Rocks sind ein Wahrzeichen Beiruts. Bei einer Hochzeit, soll das Paar auf einem Boot die Felsen umkreisen, damit ihre Ehe ein Leben lang hält.
Hier kommen wir nun zur Zaytouna Bay - dem Yacht-Hafen.
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