Mittwoch, 8. Januar 2014

Marathon und Tyros


Marathon

Am 10. November fand in Beirut der Marathon statt. Für diejenigen, die nicht die gesamten 42 km laufen wollten, gab es diverse andere Distanzen – die meisten meiner Freunde haben sich für 10 km entschieden. Ich habe mich für die Autofahrt bis zum Ziel entschieden, wo ich dann als erster angekommen bin! Bei wirklich heißem Wetter sind wir dann noch ein wenig in Downtown verweilt. 



Viel war los und noch mehr sind den Marathon mitgelaufen. Ein Grund mehr, der mich in meiner Entscheidung den Marathon nicht mitzulaufen bestärkt hat. Meine Freunde, die sich richtig darauf vorbereitet hatten, mussten am Anfang die vielen umlaufen, die nur zum Spaß mitgemacht hatten und haben so wertvolle Minuten verloren; die ich dann am Ziel in der Sonne genossen habe!





...und im Hintergrund die Moschee Mohammad Al-Amin.

 


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fb/Lebanon_2002_CIA_map.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fb/Lebanon_2002_CIA_map.jpg
Tyros oder Tyr - arabisch Sur genannt صور‎ 




Am 16. November sind wir dann nach Tyr [Sur im Arabischen genannt] gefahren. In Beirut gibt es 2 Knotenpunkte um Busse zu nehmen – einen für den Süden (Cola) und einen für den Norden (Dora oder Dawra). Wenn man in den Süden gehen will, dann sagt man dem Taxi einfach Cola an, von wo man dann auf die rufenden Männer aus dem Bus hört, um den Richtigen zu erwischen und genauso für den Norden nach Dora, so wie wir es mit Marion später gemacht hatten. Mit Marion wollte ich ursprünglich auch nach Tyr gehen, aber leider war die Situation etwa einen Monat nachdem ich dort war etwas komplizierter und so haben wir uns dazu entschieden eher den Norden des Landes zu erkunden – man muss ja was für das nächste Mal offenlassen! 

 Um im Libanon von einem Punkt zum Anderen zu gelangen kann man selbstverständlich Taxis nehmen – und sich mit der Zeit zu Tode zahlen. Oder aber man steigt auf Service um: Service sind Sammeltaxis mit einem Fixpreis von 2000 Livres (1€) oder wenn mal der Verkehr stockt, es regnet, die Distanz länger ist oder man einfach nur als Ausländer behandelt wird dann auch mal mehr, oft Servicayn (2 Service, also der doppelte Preis). Servicayn schlage ich jetzt schon fast grundsätzlich aus, nicht weil ich den einen Euro nicht bezahlen könnte, sondern weil ich keine Lust habe mehr zu zahlen, bloß weil ich Ausländer bin. Oft ist es mir auch schon passiert, dass der Fahrer bei Xamstalaaf (5000) angefangen hat, um dann in Tausenderschritten runterzugehen, bis ich dann bei 2000 einverstanden bin. Als Alternative kann man auch Busse nehmen, die 1000 (50 Ct) kosten. Der Zustand ist oft eher abenteuerlich, aber so kann man richtig Geld sparen. Wenn ich denke, dass ich am Anfang 10000 (5€) pro Tag für den Transport zur Uni und zurück gezahlt habe, dann zahle ich jetzt 2000 (1€).
Um zurück zu Tyr zu kommen: Wir sind nicht nach Cola gefahren, sondern direkt zur Botschaft Kuwaits, weil wir wussten, dass von dort aus direkt Busse nach Tyr fahren. Und im Gegensatz zu richtigen Touristen, die vielleicht eher Taxis nehmen würden und  einen dementsprechenden Preis zahlen würden (3,5 Stunden Fahrt), sind wir als Studenten und de facto keine typischen Touristen mit dem Bus gefahren und haben 5000 (2,5€) für eine Fahrt gezahlt, also insgesamt 5€ hin und zurück. 

Tyr liegt im Süden des Landes, der traditionell schiitisch ist. In Saida, der Stadt, die ein wenig nördlicher liegt, sind sowohl Sunniten, als auch Schiiten. Außerdem ist dort auch ein Flüchtlingslager der Palästinenser (Shatila), das jedoch nicht mehr einem Lager gleicht, sondern eher einer permanenten Stadt, da die Palästinenser keine Möglichkeit haben zurück nach Palästina/Israel zurückzukehren. Tyr hingegen ist fast ausschließlich schiitisch. Der Unterscheidung zwischen den beiden besteht im Ursprung nicht aus religiösen Motiven, sondern ist eine politische Angelegenheit: Nach dem Tod des Propheten kam es zu einem Erbs/Nachfolgestreit, bei der eine Gruppe darauf bestand, dass die Blutsverwandten (Schiiten um Ali, Cousin und Schwager Muhammads) die muslimische Gemeinschaft anführen sollten (die Oumma) wobei die andere auf den fähigsten Mann setzte (Sunniten um Abu Bakr, Stiefvater Muhammads). Neben diesen ist der deutlichste Unterschied, dass es für Schiiten eine Art Klerus gibt, den Sunniten ablehnen. Wenn man jedoch bedenkt, dass für alle die 5 Säulen des Islams gelten und die Pilgerreise nach Mekka von allen gleichzeitig durchgeführt wird und es dort nicht zu schwerwiegenden Problemen kommt, dann fragt man sich schon, warum es überhaupt zu diesen Problemen kommen muss. Beziehungsweise, man kann es als Indiz sehen, dass Religion nur als Vorwand für geopolitische Interessen genommen wird. 

So, genug der Worte! Jetzt folgen die Bilder!
 






Bei der Ankunft mussten wir noch ein kleines bisschen laufen (am Meer entlang) um zur Stadt zu kommen, da der Bus uns ein bisschen vorher rausgelassen hatte.


Stacheldraht um von die Ruinen und Ausgrabungen zu beschützen. Die Geschichte Surs geht viele Jahre zurück bis zu den Phöniziern - die Ruinen sind ein eindrucksvolles Beispiel für den früheren Reichtum der Hafenstädte! Viele Ausgrabungstücke finden sich nun im Nationalmuseum in Beirut.



Der Hafen.




Ein Fischer der gerade dabei war sein Netz zu reparieren.







Dort gab es auch Fische zu kaufen: Kleine ...






...und Große! Diesen Hai hat man uns ganz stolz gezeigt - auch wenn wir nicht genau wissen, was da wirklich runterhängt!

Wir waren kurz nach Achoura in Sur - einem schiitischen Fest bei dem der Ermordung des Immam Husseins bei der Schlacht von Kerbala (heutiges Irak 680 n. Chr.) gedenkt wird. Hussein ist der Sohn Alis und damit der Enkel Mohammeds. Daher hat man die schwarzen Bänder gesehen - traditionell hängt man Bilder der Märtyrer auf und zieht sich schwarz an. Rechts sieht man den alten Suq, in dem noch frisch Fleisch und andere ganz unterschiedliche Sachen gekauft werden können.






Die Altstadt ist ganz bunt und schön verschachtelt - man hat den Eindruck, dass alles ganz friedlich ist.






Und direkt neben der Stadt liegt überall das Meer. Es war Mitte November und ich hatte den Anderen gesagt, dass sie doch Schwimmsachen mitnehmen sollten. Anfangs haben sie mich ausgelacht, weil das Wetter in Beirut schon nicht mehr so heiß war, aber als wir dann am Strand in Tyr lagen, waren sie ganz schön froh darüber baden zu können!







Im Verhältnis zu Beirut hat man auch mehr Frauen mit Kopftüchern gesehen.


Es gibt auch eine maronitische Kirche, in deren Innenhof ich unten stehe. Anscheinend ist sie auf ein anderes älteres Gebäude gebaut worden, da man im Untergeschoss einen Mix aus Alt und Neu hat.




 




Von machen Restaurants aus hat man diesen Blick...




Wegen der Grenzstreitigkeiten mit Israel im Süden und dem andauernden Konflikt sind hier UN-Truppen stationiert.


 


Hier sieht man nun die jahrtausendealte Ruinen. Teilweise in einem Zustand, indem man nur noch erahnen kann wie prächtig es früher einmal ausgesehen haben muss!





 

Bei Sonnenuntergang wurde uns dann nahegelegt so langsam wieder den Bus zu nehmen, da die Busse sonst nicht mehr direkt nach Beirut fahren, sondern über kleine Städte und Dörfer, was die ganze Geschichte natürlich extrem verlängert hätte!

Insgesamt war Sur ein wirklich schöner Ausflug, auch weil man so ein wenig frische Luft atmen konnte - die Luft in Beirut ist so eine Sache an sich!

Kurz nach unserem Besuch in Sur ereignete sich der erste große Anschlag in Beirut vor der Iranischen Botschaft am 19. November 2013. Interessant bei einem solchen Erlebnis ist, dass ich es überhaupt erst erfahren habe als mir die Mutter von Marc geschrieben hat ob alles okay sei, wo ich denn sei und was ich gerade mache. Aber an sich, habe ich nichts mitbekommen und das schlimmste nach einem solchen Ereignis ist die Viertel-bis Halbestunde danach – die Zeit, die man braucht, um zu wissen, dass es allen gut geht.

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