Sonntag, 26. Januar 2014

Independence Day und Marions Besuch in Beirut ...und ihr Blog

Leider gab es keine große am Unabhängigkeitstag am 22. November keine große Parade und das "Feiern" auf dem Märtyrerplatz im Zentrum Beiruts fiel eher mäßig aus. Dazu muss man sagen, dass am 19. November das Attentat bei der Iranischen Botschaft war und die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden waren. Trotzdem gab es ein kleines Feuerwerk bei der Moschee.















Von Mitte Dezember bis zum 20. hatte ich das allergrößte Vergnügen meine Schwester Marion hier in Beirut zu empfangen und ihr ein wenig das Land zu zeigen. Für mich war es etwas ganz Besonderes sie hier zu haben, einerseits, weil wir uns natürlich lange nicht mehr gesehen hatten und sie in der Zwischenzeit ein "wenig" rumgereist war und andererseits, weil es immer etwas Anderes ist, jemandem etwas "live" zu zeigen, als nur darüber zu reden. So konnte Marion wirklich die Atmosphäre spüren, das Land mit eigenen Augen sehen und einen Eindruck meines Alltags hier bekommen. Außerdem kann sie jetzt auch ein bisschen Arabisch - ich habe es mir nicht nehmen lassen, ihr ein paar Wörter beizubringen...oder einzubläuen ;) Ich hoffe ich habe sie nicht allzu sehr damit gequält! Da Marion schon vorbildlicherweise ihren Blog mit Bildern dieses Besuchs alimentiert hat, begnüge ich mich hier einfach mal damit auf ihre Einträge zu verweisen - ich könnte sie sowieso nicht besser machen! Ein riesen Dankeschön geht an dieser Stelle aber noch an Marion - nicht nur für die Einträge auf ihrem Blog, sondern für dieses wunderbare Geschenk, dass sie mir mit ihrem Besuch gemacht hat. Ursprünglich sollte ich ja in Kairo sein, dementsprechend hatte sie ihre Tickets auch schon dorthin gebucht gehabt. Dass es trotzdem geklappt hat war toll!

http://www.patiperra-weltenbummler.blogspot.de/2014/01/libanon-beirut.html 

http://www.patiperra-weltenbummler.blogspot.de/2014/01/byblos-jbail.html

http://www.patiperra-weltenbummler.blogspot.de/2014/01/bischarre.html



Jabbal Moussa - Jeita - Bcharré





Jabbal Moussa -                 جبل موسى

Im Gegensatz zu Tyr war das Wetter in Jabbal Moussa weniger warm, wenn auch noch aushaltbar. Jabbal Moussa ist eine Biosphäre, ungefähr 50km von Beirut entfernt, in der man nicht nur eine schöne Sicht genießen, sondern auch Hadrianische Inschriften sehen und ein wenig herumwandern kann, um der Luft der Hauptstadt zu entfliehen.




Nach einer kleinen Wanderung, sind wir auf drei ehemalige Häuser gestoßen.




Dort wurde früher Seide hergestellt, eine Kunst, die im Libanon nun fast ausgestorben ist.
Ein Teil meiner Klasse im Arabisch-Programm SINARC






Die Hadrianischen Inschriften (117-138 v. Chr.) verboten das Fällen von vier Baumsorten (Zeder, Wacholder,Tanne, Eiche). Diese Arten waren den Behörden vorbehalten.
Man sagt, dass diese Inschrifen als erste Maßnahmen zur Schützung der Natur gelten, da das Holz äußert begehrt war und dementsprechend abgeholzt wurde.



Jeita -  
مغارة جعيتا

Die Grotte von Jeita ist eine Naturhöhle und liegt im Nahr Al-Kalb. (Nahr bedeutet Fluss auf Arabisch) Dieser Fluss hat sich durch den Stein gefräst und somit die Grotte geschaffen. Man darf leider keine Bilder machen, aber die Grotte besteht aus einer oberen und einer unteren Höhle. In der Unteren kann man auf Boten eine kleine Tour auf dem Fluss machen; die obere Höhle kann man durchlaufen, ein Steg wurde gebaut.
 


 Unten ist der Weg durch die obere Höhle zu sehen.
File:Jeitag2.jpg
http://en.wikipedia.org/wiki/File:Jeitag2.jpg
Und hier die Untere:
http://www.hdwpapers.com/jeita_grotto_cave_wallpaper-wallpapers.html

 Bcharré - بشري 

Bcharré liegt im Norden des Landes, ein wenig süd-östlich von Tripoli, bei den berühmten Zedern.                   (Die Marion und ich ein wenig später im Schnee gesehen haben).                                                                
 

Map of Lebanon
http://www.welt-atlas.de/map_of_lebanon_4-518
Die Hinfahrt nach Bcharré gestaltete sich als etwas unorthodox. Da ich noch ein Tennisspiel am Nachmittag hatte, konnte ich nicht mit den Anderen am frühen Morgen den Bus nehmen. Deswegen bin ich zuerst mit meinem Trainer zu meinem Spiel gefahren, das zum Glück auch im Norden war. (und das ich gewonnen hatte ;)) Nach meinem Spiel wollte ich eigentlich ein Taxi nehmen, um zu den Anderen nach Bcharré zu fahren. Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass ein Taxi 70000 LL. (35 €) kosten würde – wenn man bedenkt, dass die Anderen 7000 LL für den Bus von Beirut aus gezahlt haben, dann ist die Summe noch unglaublicher. Daher habe ich mit der Hilfe der Menschen dort einen Bus gefunden, der mich bis nach Bcharré, direkt vor unser Hotel abgesetzt hat. Um den Bus zu nehmen, hat mich mein Trainer an einer Tankstelle rausgelassen, von der wir wussten, dass der Bus vorbeifahren würde. Von dort habe ich jedoch ein Taxi genommen, um zu einem etwas belebteren Platz zu kommen, an dem der Bus ebenso vorbeigefahren ist. Dabei bin ich auf einen Taxifahrer gestoßen, der mir auf Arabisch etwas gesagt hatte. Die Schwierigkeit war, dass er aus dem Norden kam und deswegen eine andere Betonung hatte als die, die ich aus Beirut kenne…aus 5 Minuten – khams daqaaiq (für mich) wurde dann khoms doqooi. Und ich habe 5 Minuten gebraucht, um zu verstehen, was genau er denn meint! Als ob die Sprache nicht schon kompliziert genug wäre, nein, man muss natürlich auch noch je nach Stadt/Gebiet/Region noch ein wenig anders sprechen. Im Norden merkt man den Einfluss des Aramäischen - aus dem Alif (langezogenem A) wird ein O (circa). Auf jedenfall bin ich dann für ebenso 7000 LL. zu meinem Hostel gekommen – dementsprechend stolz war ich dann auch! 

In Bcharré haben wir übernachtet und dann am nächsten Tag eine sehr schöne Wanderung durch die Quadisha Valley وادي قاديشا gemacht. Wadi Quadisha heißt Heiliges Tal und ist Weltkulturerbe der UNESCO, eine unglaublich schöne Landschaft! Da die Gegend dort vorwiegend christlich (maronitisch) ist, beherbergt das Tal mehrere Klöster, zu denen wir gewandert sind – bei einer erstaunlichen Hitze für den 30. November.


Rechts sieht man Bcharré und den Blick auf die umliegenden Berge. Hier ist Khalil Gibran geboren, berühmter libanesischer Dichter und Maler.









Wie gesagt, die Gegend ist christlich. 
Und dies bemerkt man an solch dezenten Hinweisen wie links im Bild.





 Die Straße, die nach Becharré führt.




Ein Cabrio der etwas anderen Art.




Die Gegend wurde schon vor Jahrhunderten besiedelt - vor allem von Maroniten, die vor Glaubensverfolgung eine Zuflucht suchten.




Aus dieser Zeit, stammen auch die Kloster, die sich wie hier links an den Berg lehnen.





Die Klöster gelten als beliebte Wanderziele und Pilgerorte.


 



Mit Marie. Sie ist in der französischen Universität Saint-Joseph.





Grabeinschriften auf Arabisch. Als wir bei dem ersten Kloster angekommen waren, war gerade eine Messe zu hören. Diese wurde natürlich auf Arabisch gehalten, was uns alle erstmal verwirrte, da es das erste Mal war, dass wir eine christliche Messe auf Arabisch gehört hatten. Eine sehr bereichernde Erfahrung!










 Auf solchen Pfaden sind wir den ganzen Tag gewandert.







...und uns wurde heiß. Sehr heiß!
                         Aber es lohnt sich, so wunderschön ist diese Gegend!








Mittwoch, 8. Januar 2014

Marathon und Tyros


Marathon

Am 10. November fand in Beirut der Marathon statt. Für diejenigen, die nicht die gesamten 42 km laufen wollten, gab es diverse andere Distanzen – die meisten meiner Freunde haben sich für 10 km entschieden. Ich habe mich für die Autofahrt bis zum Ziel entschieden, wo ich dann als erster angekommen bin! Bei wirklich heißem Wetter sind wir dann noch ein wenig in Downtown verweilt. 



Viel war los und noch mehr sind den Marathon mitgelaufen. Ein Grund mehr, der mich in meiner Entscheidung den Marathon nicht mitzulaufen bestärkt hat. Meine Freunde, die sich richtig darauf vorbereitet hatten, mussten am Anfang die vielen umlaufen, die nur zum Spaß mitgemacht hatten und haben so wertvolle Minuten verloren; die ich dann am Ziel in der Sonne genossen habe!





...und im Hintergrund die Moschee Mohammad Al-Amin.

 


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fb/Lebanon_2002_CIA_map.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fb/Lebanon_2002_CIA_map.jpg
Tyros oder Tyr - arabisch Sur genannt صور‎ 




Am 16. November sind wir dann nach Tyr [Sur im Arabischen genannt] gefahren. In Beirut gibt es 2 Knotenpunkte um Busse zu nehmen – einen für den Süden (Cola) und einen für den Norden (Dora oder Dawra). Wenn man in den Süden gehen will, dann sagt man dem Taxi einfach Cola an, von wo man dann auf die rufenden Männer aus dem Bus hört, um den Richtigen zu erwischen und genauso für den Norden nach Dora, so wie wir es mit Marion später gemacht hatten. Mit Marion wollte ich ursprünglich auch nach Tyr gehen, aber leider war die Situation etwa einen Monat nachdem ich dort war etwas komplizierter und so haben wir uns dazu entschieden eher den Norden des Landes zu erkunden – man muss ja was für das nächste Mal offenlassen! 

 Um im Libanon von einem Punkt zum Anderen zu gelangen kann man selbstverständlich Taxis nehmen – und sich mit der Zeit zu Tode zahlen. Oder aber man steigt auf Service um: Service sind Sammeltaxis mit einem Fixpreis von 2000 Livres (1€) oder wenn mal der Verkehr stockt, es regnet, die Distanz länger ist oder man einfach nur als Ausländer behandelt wird dann auch mal mehr, oft Servicayn (2 Service, also der doppelte Preis). Servicayn schlage ich jetzt schon fast grundsätzlich aus, nicht weil ich den einen Euro nicht bezahlen könnte, sondern weil ich keine Lust habe mehr zu zahlen, bloß weil ich Ausländer bin. Oft ist es mir auch schon passiert, dass der Fahrer bei Xamstalaaf (5000) angefangen hat, um dann in Tausenderschritten runterzugehen, bis ich dann bei 2000 einverstanden bin. Als Alternative kann man auch Busse nehmen, die 1000 (50 Ct) kosten. Der Zustand ist oft eher abenteuerlich, aber so kann man richtig Geld sparen. Wenn ich denke, dass ich am Anfang 10000 (5€) pro Tag für den Transport zur Uni und zurück gezahlt habe, dann zahle ich jetzt 2000 (1€).
Um zurück zu Tyr zu kommen: Wir sind nicht nach Cola gefahren, sondern direkt zur Botschaft Kuwaits, weil wir wussten, dass von dort aus direkt Busse nach Tyr fahren. Und im Gegensatz zu richtigen Touristen, die vielleicht eher Taxis nehmen würden und  einen dementsprechenden Preis zahlen würden (3,5 Stunden Fahrt), sind wir als Studenten und de facto keine typischen Touristen mit dem Bus gefahren und haben 5000 (2,5€) für eine Fahrt gezahlt, also insgesamt 5€ hin und zurück. 

Tyr liegt im Süden des Landes, der traditionell schiitisch ist. In Saida, der Stadt, die ein wenig nördlicher liegt, sind sowohl Sunniten, als auch Schiiten. Außerdem ist dort auch ein Flüchtlingslager der Palästinenser (Shatila), das jedoch nicht mehr einem Lager gleicht, sondern eher einer permanenten Stadt, da die Palästinenser keine Möglichkeit haben zurück nach Palästina/Israel zurückzukehren. Tyr hingegen ist fast ausschließlich schiitisch. Der Unterscheidung zwischen den beiden besteht im Ursprung nicht aus religiösen Motiven, sondern ist eine politische Angelegenheit: Nach dem Tod des Propheten kam es zu einem Erbs/Nachfolgestreit, bei der eine Gruppe darauf bestand, dass die Blutsverwandten (Schiiten um Ali, Cousin und Schwager Muhammads) die muslimische Gemeinschaft anführen sollten (die Oumma) wobei die andere auf den fähigsten Mann setzte (Sunniten um Abu Bakr, Stiefvater Muhammads). Neben diesen ist der deutlichste Unterschied, dass es für Schiiten eine Art Klerus gibt, den Sunniten ablehnen. Wenn man jedoch bedenkt, dass für alle die 5 Säulen des Islams gelten und die Pilgerreise nach Mekka von allen gleichzeitig durchgeführt wird und es dort nicht zu schwerwiegenden Problemen kommt, dann fragt man sich schon, warum es überhaupt zu diesen Problemen kommen muss. Beziehungsweise, man kann es als Indiz sehen, dass Religion nur als Vorwand für geopolitische Interessen genommen wird. 

So, genug der Worte! Jetzt folgen die Bilder!
 






Bei der Ankunft mussten wir noch ein kleines bisschen laufen (am Meer entlang) um zur Stadt zu kommen, da der Bus uns ein bisschen vorher rausgelassen hatte.


Stacheldraht um von die Ruinen und Ausgrabungen zu beschützen. Die Geschichte Surs geht viele Jahre zurück bis zu den Phöniziern - die Ruinen sind ein eindrucksvolles Beispiel für den früheren Reichtum der Hafenstädte! Viele Ausgrabungstücke finden sich nun im Nationalmuseum in Beirut.



Der Hafen.




Ein Fischer der gerade dabei war sein Netz zu reparieren.







Dort gab es auch Fische zu kaufen: Kleine ...






...und Große! Diesen Hai hat man uns ganz stolz gezeigt - auch wenn wir nicht genau wissen, was da wirklich runterhängt!

Wir waren kurz nach Achoura in Sur - einem schiitischen Fest bei dem der Ermordung des Immam Husseins bei der Schlacht von Kerbala (heutiges Irak 680 n. Chr.) gedenkt wird. Hussein ist der Sohn Alis und damit der Enkel Mohammeds. Daher hat man die schwarzen Bänder gesehen - traditionell hängt man Bilder der Märtyrer auf und zieht sich schwarz an. Rechts sieht man den alten Suq, in dem noch frisch Fleisch und andere ganz unterschiedliche Sachen gekauft werden können.






Die Altstadt ist ganz bunt und schön verschachtelt - man hat den Eindruck, dass alles ganz friedlich ist.






Und direkt neben der Stadt liegt überall das Meer. Es war Mitte November und ich hatte den Anderen gesagt, dass sie doch Schwimmsachen mitnehmen sollten. Anfangs haben sie mich ausgelacht, weil das Wetter in Beirut schon nicht mehr so heiß war, aber als wir dann am Strand in Tyr lagen, waren sie ganz schön froh darüber baden zu können!







Im Verhältnis zu Beirut hat man auch mehr Frauen mit Kopftüchern gesehen.


Es gibt auch eine maronitische Kirche, in deren Innenhof ich unten stehe. Anscheinend ist sie auf ein anderes älteres Gebäude gebaut worden, da man im Untergeschoss einen Mix aus Alt und Neu hat.




 




Von machen Restaurants aus hat man diesen Blick...




Wegen der Grenzstreitigkeiten mit Israel im Süden und dem andauernden Konflikt sind hier UN-Truppen stationiert.


 


Hier sieht man nun die jahrtausendealte Ruinen. Teilweise in einem Zustand, indem man nur noch erahnen kann wie prächtig es früher einmal ausgesehen haben muss!





 

Bei Sonnenuntergang wurde uns dann nahegelegt so langsam wieder den Bus zu nehmen, da die Busse sonst nicht mehr direkt nach Beirut fahren, sondern über kleine Städte und Dörfer, was die ganze Geschichte natürlich extrem verlängert hätte!

Insgesamt war Sur ein wirklich schöner Ausflug, auch weil man so ein wenig frische Luft atmen konnte - die Luft in Beirut ist so eine Sache an sich!

Kurz nach unserem Besuch in Sur ereignete sich der erste große Anschlag in Beirut vor der Iranischen Botschaft am 19. November 2013. Interessant bei einem solchen Erlebnis ist, dass ich es überhaupt erst erfahren habe als mir die Mutter von Marc geschrieben hat ob alles okay sei, wo ich denn sei und was ich gerade mache. Aber an sich, habe ich nichts mitbekommen und das schlimmste nach einem solchen Ereignis ist die Viertel-bis Halbestunde danach – die Zeit, die man braucht, um zu wissen, dass es allen gut geht.